For this photography project I am out in search of individuals interested in openly revealing their scars along with their related narratives. The aim of my project is to shed light on the variety of stories connected with scars as lifelong companions of human beings facing psychological problems, traumatic surgeries, minor accidents, or strenuous births, without judging the impact the stories had or have in each life. 
The images on the one hand express the vulnerability of the human being, yet at the same time conveying its power, displaying raw, naked skin while simultaneously touching the innermost part of the person portrayed. 
One particularly challenging and fascinating element with regard to the difficulties that people often encounter when viewing skin openings lies in the tightrope walk of the question as to when a photograph of a scar appears aesthetic and where it might fail to be aesthetic and thus slide into the realm of medical science. 
ongoing project

«Es ist ein Übertönen meiner inneren Schmerzen. In den depressiven Phasen verspürte ich Trost beim Anblick der Narben. Ich möchte aber da raus, habe zum Ziel, einen anderen Umgang zu finden. Seit drei Monaten gelingt es mir, das Schneiden durch eiskaltes Duschen zu ersetzen.»

«Es war ein Schock für mich. Das erste Mal in meinem Leben habe ich merken müssen, dass der Körper nicht mehr alles mitmacht, was ich will - auch nicht rückwärts Schlittschuhlaufen. Ich kann eben nicht mehr einfach so vom Stuhl springen, muss mich immer bremsen. Die Narbe erinnert mich daran.»

«Wir überschlugen uns zweimal und ich fragte mich, wann der Knall kommt. Ich wollte nicht, dass es schon vorbei ist. Dann war alles ruhig. Im Radio lief Highway to Hell von AC/DC.»

«Zweimal brach beim Fahrradfahren mein Bein an der gleichen Stelle. Beim ersten Mal durfte ich den Flug zurück in die Schweiz in der ersten Klasse mit ziemlich luxuriösem Essen geniessen! Beim zweiten Mal versorgte mich im Helikopter eine hübsche Ärztin. Da dachte ich, wenigstens etwas Positives! Ein drittes Mal müsste ich aber auf die rechte Seite fallen; man hat nämlich Metall eingesetzt, damit das Zeugs zusammenhält.»

«Meine Beine wurden immer dicker, ich hatte aber keine Schmerzen. Mein Herzbeutel hatte sich entzündet und konnte das Blut nicht weiter transportieren. Nach dem Eingriff dachte ich, ich werde es nie mehr alleine zum Waschbecken schaffen. Die Zeit in der Reha-Klinik war sehr wichtig, um wieder Vertrauen finden zu können.»

«Irgendwann glaubt man, dass man selbst schuld ist, dass der Missbrauch verdient ist. Und dann beginnt man, sich mit dem ständigen Schmerz zu identifizieren. Ich existiere, wenn ich bestraft werde. Ich bin nur jemand, wenn ich meinen Körper spüre. Gerade frage ich mich, wer ich ohne meine Schmerzen bin.»

«Zunächst spürte ich nichts. Dann sah ich das ganze Blut an meiner Hand, mir wurde schlecht. Kurz durchquerte mein Hirn die Frage, was geschehen könnte, wenn das Bluten nicht mehr aufhören sollte. Doch ich wurde rasch verarztet, um danach das Zelt weiter aufstellen zu können - mit einer Hand.»

«Der Kiesplatz war völlig im Eimer, nicht einmal viereckig. Wir alle haben die Schule gehasst für diesen Fussballplatz, mussten den Ball auch immer wieder aus der Sihl fischen. Und doch fanden wir uns alle immer auf diesem Platz und spielten unser Spiel.»

«Jeder war mit den eigenen Problemen beschäftigt, Grenzen wurden nicht verstanden, und so verschwand mein Selbst allmählich. Man frisst alles auf, wenn man sich unsichtbar fühlt.»

«Angefangen hat meine Leidenschaft für das Kämpfen mit brüderlichen Raufereien. Früher hab ich gedacht, Narben zu haben, sei krass. Damals wollte ich möglichst viele am Körper tragen.»

«Ich hörte einen lauten Ton, es fühlte sich an wie ein Blitz. Monate später ergaben Tests, dass ein Muskel in der Schulter abgerissen war. Operieren wollte ich jedoch nicht sofort, schliesslich musste ich doch arbeiten und weiter trainieren! Dann entschied ich mich aber doch für den Eingriff. Sport will ich ja auch noch mit fünfundachtzig machen können!»

«Als ich nach der Trennung meine Mutter mit fremden Männern vögeln hörte und Bilder davon entdeckte, verspürte ich unglaubliche Wut. Eine Wut, die ich an mir selbst ausliess; ich durfte nicht traurig sein, hatte kein Recht, auf meine Mutter wütend zu sein. Ich war eine schlechte Tochter, die Bestrafung verdiente. Irgendwann hat man auch keine Hemmungen mehr, hatte meine Klinge immer im Geldbeutel dabei.»

«Seit ich diese eine Geschichte gelesen habe von einem Kind mit Leukämie, begleitet mich die Angst vor Krebs. Damals Hautkrebs, heute Brustkrebs. Mein Vater, ein Chirurg, hat mir dann die Muttermale rausgeschnitten. Sie sahen aus wie kleine fliegende Inseln, wie in den Serien mit diesen Drachen. Ich hätte sie gerne fotografiert, hatte aber das Handy am Abend vorher im Zug verloren.»

«Ich war mit S. am Knabenschiessen. Wir hatten nur ein, zwei Bier, und doch fühlten wir uns ein wenig betrunken. Da hatte ich die Idee, einen Autoreifen aufzustechen, so wie im Film. Es stellte sich jedoch heraus, dass ein Reifen viel dicker ist, als dargestellt; musste richtig tief schneiden. Dann, mit einem lauten Knall platzte der Pneu, das Messer flog davon und wir rannten mit tauben Ohren so schnell wir konnten. Mein Bein wurde immer heisser; als ich runter schaute, war alles rot, voller Blut. Wie die Wunde zustande kam, weiss ich nicht; aber eins habe ich gelernt: es knallt definitiv lauter als im Film.»

«Ich sehe mich noch oben vor der Sprungchance sitzen. Die ganze Woche war ich nicht schnell gefahren, an diesem Tag endlich in der höheren Gruppe dabei. Der Sprung fühlte sich eigentlich ganz entspannt an, nur bin ich eben doof gelandet, direkt auf den Arm. Den komplexen Bruch hat man dann erst bei der zweiten Diagnose entdeckt. Aber schlussendlich kommt ja immer alles gut, irgendwie.»

«Ich dachte, der Teufel sei in mir drin gefangen. Er musste doch raus da, ich musste ihm Platz schaffen.»

«Ich tauchte auf und griff nach meinem schmerzenden Kopf, auf den das Brett aufgeprallt war. Doch da war keine Wunde, ich hatte Glück. Dann bemerkte ich den abgetrennten Finger. Es fühlte sich an wie im Film. Die Sonne schien grell, niemand hörte meine Schreie. Heute finde ich ihn hübsch, und Saxophon spielen kann ich auch.»

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